Füssener Heimatzeitung Nr. 160

153 Füssener Heimatzeitung Nr. 160 vom August 2018 / I Sagen Der Heimatforscher Dr. August Kübler zeichnete in Nesselwän- gle/Tannheimer Tal folgende Sage auf: „Am Schwandschrofen droben lebten zwei Zwerge in einer Höh- le. Sie heißen Schtutzete Mutze und Rinkete Pinke. Im Sommer kann man sie oft Wäsche trock- nen sehen.“ In einer anderen Sage aus Schatt- wald am Ende des Tannheimer Tals heißt es: „Einmal hatte ein Bauer von Kap- pel ein Paar Ochsen verkauft und trug nun das Joch heim. Wie er zumStaiger Kirchweg kam, hörte er eine Stimme rufen: ‚Jochtrager, sag der Gstutzte Mutz, Loringg sei gstorben!‘ Wie er das daheim erzählt, ging es da doch hinterm Ofen an ein Heinen und Jammern und Schreien, dass es für jeder- mann recht traurig zum Anhören war und doch sah man nicht im mindesten jemanden.“ Tabus und Heimrufung Die Schtutzete Mutze, Gstutzte Mutz oder auch Stuzza Muzza ist der Name eines Wilden Fräu- leins, oder wie man auch sagt, einer „Saligen“. Die Saligen ge- Fortsetzung auf Seite 154 den Dachboden gestellt, weil sich niemand dafür interessiert. Es wird hin und her geschoben, es bekommt eine dicke Staubschicht. Irgendjemand kommt auf die Idee, der Frau, die auf dem Bild zu sehen ist, einen Schnurrbart zu malen. Letztendlich ist kaum noch zu erkennen, dass einmal eine schöne Frau auf dem Bild zu sehen war. So geht es oft mit den einheimischen Sagen. Meistens sind nur noch Bruchstücke vorhanden, der Zusammenhang fehlt. Die mündliche Überlieferung war Ende des 19. Jahrhunderts fast erloschen, als die Sagensammler im Allgäu gerade noch die letzten Fetzen der einstmals kostbar gewebten Geschichtsfäden in die Hände bekommen. Nachfolgend soll es um das Geheimnis der Schtutzete Mutze gehen, die es in vielen Variationen in der Sagenwelt des Allgäus und Tirols gibt.

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYxMw==