Füssener Heimatzeitung Nr. 160

149 Füssener Heimatzeitung Nr. 160 vom August 2018 / I AfD-Demo in Berlin Etwa fünfzig Personen versam- melten sich im Gasthaus Burger in Marktoberdorf, um mehr über die Ansichten der AfD und das Thema im Allgemeinen zu erfah- ren. Eröffnet wurde der Abend von Karl Keller, dem ersten Vor- sitzenden vom AfD-BezirkSchwa- ben und Landtagskanditat. Er be- grüßte herzlich den Referenten Wolfgang Reitinger und die zahl- reich erschienenen Zuhörer, ließ jedoch zuerst einen Mitstreiter der AfD über die im Mai stattge- fundene Demonstration in Berlin berichten. Originalaufnahmen umrahmten die Berichterstattung, von der die Grundaussage war: „Ganz Berlin hasst die AfD.“ Trotzdem sollen um die 10.000 Sym- pathisanten in Ber- lin sich offen zur AfD bekannt ha- ben, darunter auch jüdische Mit- bürger und Farbi- ge, womit rassisti- sche und antisemi- tische Vorwürfe wi- derlegt sein sollten. „Gender Ideologie - Die Zerstörung unseres moralischen Fundaments“ So betitelte Wolfgang Reitinger seinen Vortrag. Dieser Titel sagt schon alles. Auch wenn beispiels- weise inWikipedia zumStichwort Gender-Ideologie begriffserklä- rend immer nur von der Gleich- berechtigung von Mann und Frau gesprochen wird, so sieht Wolf- gang Reitinger hier weitaus mehr dahinter. Insbesondere sieht er durch die Gender-Ideologie ge- fährdet, dass Frauen und Männer unterschiedliche Rollen ausfüllen und dies auch sinnvoll und na- türlich ist. Wo fängt es an und wo hört es auf? Das beginnt bereits bei der Kin- dererziehung, wenn Buben sich die Fingernägel lackieren sollen und Mädchen Traktoren statt Pup- pen geschenkt bekommen. Für Wolfgang Reitinger ist das nur ein kläglicher Versuch, enge Ge- schlechternormen zu sprengen. Mit 180°-Drehungen traditionelle Verhaltensweisen verändern zu wollen, ist aus seiner Sicht nicht der richtige Weg. Zwar gibt es Klischee-Bilder in den Geschlech- terrollen, die aufgebrochen wer- den sollten, doch sollte man auch hinspüren, wo beispielsweise durch die eigene Mutter positive geschlechtsspezifische Identifi- kationen vermittelt werden. Diese sollten laut Wolfgang Reitinger keineswegs in Frage gestellt wer- den. In diesem Zusammenhang zitierte er als krasses Gegenbei- spiel die Aussage von Simone de Beauvoir aus dem Jahr 1949, in der sie die Schwangerschaft als eine Verstümmelung des Kör- pers und den Fötus als einen Pa- rasiten bezeichnet. Ideologie erkämpft auf Papier? Dass das Bundesverfassungsge- richt seit kurzem ein drittes Ge- schlecht für den Eintrag im Ge- burtenregister fordert oder an einzelnen Universitäten die Do- zenten nur noch mit „Herr Pro- fessorin“ angesprochen werden sollen, stellen für Wolfgang Rei- tinger Auswüchse einer zu extre- men Gleichberechtigungsdiskus- sion dar. Dass jeder Mensch das Recht auf Gleichberechtigung hat, ist keine Frage. Doch dass dieses Thema hauptsächlich auf Papie-  Gender: Es wird die Gleichheit angestrebt Fortsetzung auf Seite 151

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