Füssener Heimatzeitung Nr. 160

107 Füssener Heimatzeitung Nr. 160 vom August 2018 / I gesetzt, er befolgte die Regeln. Dr. Anton Englert ist ein Museumsleiter, wie eine Stadt wie Füssen ihn sich nur wünschen kann. Hochsicherheitstrakt und Alarmanlage Das Buch wird bewacht wie ein Goldschatz im Hochsicherheitstrakt, hinter dickem Glas, unter genauer Einhaltung der Luftfeuchtigkeit und mit einer Alarmanlage, die von Gelsenkirchen aus ge- steuert wird. Einmal in der Woche, das ist die Auflage, muss Dr. Anton Englert weiterblättern im Buch und die nächste Seite aufschlagen. Dazu muss er in Gelsenkirchen anrufen, von dort wird die Alarmanlage ausgeschaltet, er blättert um, und dann wird die Anlage wieder eingeschalten. Das Buch ist für sein Alter noch ziemlich gut er- halten. Brauner Ledereinband, circa DIN A5 groß und Seiten, denen man ansieht, dass sie schon von sehr vielen Fingern berührt und umgeblättert wurden. Und man kann spüren, welchen Wert dieses Buch hat, das älter als unsere Stadt ist, das vielleicht schon vor der Klostergründung existiert hat und mit nach Füssen gekommen ist. Ein Buch wie ein seltenes Wesen, das eine Ge- heimsprache spricht, das Menschenschicksale über 1200 Jahre lang in sich aufgenommen hat. Es schaut eher unscheinbar aus, aber wessen Herz offen ist, der kann die Aura spüren, die es umgibt. Ein Buch, das vielen Menschen, vor allem den Benediktiner-Mönchen, heilig war, das zuletzt bei der Säkularisierung 1803 als Einziges von Abt Aemilian Hafner mitgenommen werden konnte und nach Augsburg gelangte, wo es die letzten 215 Jahre aufgehoben wurde. ImBenediktinerkloster St. Stephan in Augsburg wird dieses Buch unter der Nummer 1 geführt. Es gibt dort einen riesigen Fundus an Büchern, aber diese uralte Abschrift war das erste Buch, das aufgeführt wurde. Und nun, nach 215 Jahren, hat es seinen Weg zurück gefunden nach Füssen. Auch wenn es nur für den Zeitraum dieser Ausstellung ist, fühlt es sich doch wie ein Heimkehren an. Wer weiß, was mit diesem Buch alles mit heimkehrt! ■ Ausstellungseröffnung: im Refektorium des Klosters St. Mang Datum : 7. Juni 2018 Referent : Abt Theodor Hausmann, Benediktinerabtei St. Stephan, Augsburg Musikalische Begleitung : Gregorianische Schola unter Leitung von Petra Jaumann-Bader und Michael Plitzner Begrüßung : Bürgermeister Paul Iacob Einführende Worte zur Ausstellung : Dr. Anton Englert, Museumsleiter der Stadt Füssen Öffnungszeiten der Ausstellung : 8. Juni - 22. Juli, Dienstag bis Sonntag von 11:00 bis 17:00 Uhr. Info-Kasten  Sudetendeutsche Truhe eines Benediktinermönchs Fortsetzung von Seite 105

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