Füssener Heimatzeitung Nr. 159

3 Füssener Heimatzeitung Nr. 159 vom Juli 2018 Schicksal besiegelt Es war im Jahre 1905, als Otto Müller im Alter von 21 Jahren, als Sohn eines Lehrers aus Müns- ter, Kreis Rottenburg in Nieder- bayern, seinen Weg nach Füssen fand. Er erlernte nach seiner Schulzeit das Buchdruckerhand- werk und ließ sich in seiner Ge- sellenzeit, die er zum Teil auch in der Schweiz verbrachte, den Wind tüchtig um die Nase wehen, indem er vielerorts tätig war. So bewarb er sich eines Tages bei der Holdenried‘schen Druckerei in Füssen, nicht wissend, dass dies sein Schicksal und seinen weiteren Lebensweg besiegeln würde. Denn schon recht bald lernte er seine spätere Frau Fanny (Franziska) Lang kennen, die er im Jahre 1909 heiratete. Die bei- den fanden zunächst eine Woh- nung imHaus der Familie Schwei- ger in der Schwangauer Straße 13. Im gleichen Jahr ergab es sich dann, dass eine andere Familie Schweiger aus dem Russländle ihr Haus in der Schwangauer Straße 12 verkaufte. Dies nahm Otto Müller zum Anlass, das An- wesen zu erwerben und dort eine Heimat für seine Familie aufzu- bauen. Jede Mark tat gut Rasch stellte sich der erste Nach- wuchs ein und nach wenigen Jah- ren war die Familie schon mit vier Kindern gesegnet. DieMüllers waren stolze Eltern von zwei Bu- ben und zwei Mädchen gewor- den. Die Kinder waren die Söhne Theo Müller, späterer zweiter Sparkassen-Direktor in Füssen und Otto Müller (jun.), der später den elterlichen Laden übernahm, die Töchter waren Antonia Müller, verheirateteWiesmüller und Mut- ter des LehrersWalter Wiesmüller am Gymnasium Hohenschwan- gau, und Maria Müller, die ihren Nachbarn Andreas Möst (sen.), den Inhaber der Zimmerei Möst, heiratete. Da Otto Müller in seiner Jugend durch ein Missgeschick seinen Fuß „überdrehte”, was zu dieser Zeit nicht operiert oder anderweitig behandelt werden konnte, hinkte er zeitlebens ein wenig und blieb wegen seines Beines von einer Teilnahme am Ersten Weltkrieg verschont, wes- wegen er immer bei seiner Familie sein konnte. Obwohl Otto Müller eine gute Stellung in der Hol- denried‘schen Druckerei hatte, war es mit dem monatliche Ein- kommen knapp, um die Familie zu ernähren und so eröffnete sei- ne Frau Fanny ein kleines Le- bensmittelgeschäft im Parterre des Hauses, in dem die Russ- ländler einkaufen konnten. Es gab allerlei Lebensmittel, Obst und Gemüse, welches damals schon vom heute noch existie- renden Großhändler Schubert aus Durach angeliefert wurde. Auch Backwaren wurden ange- boten, wobei in den 50er Jahren beispielsweise die Brezel fünf und die Semmel vier Pfennige kostete. Jede Mark, die zusätzlich hereinkam, tat dem Haushalts- budget gut und so betrieb Fanny Müller auch noch eine kleine Wä- scherei, in der sie die Wäsche für andere Leute wusch. Im Hin- Fortsetzung auf Seite 7  Fanny Müller, geb. Lang, mit ihrem Enkel Andi Möst

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