Füssener Heimatzeitung Nr. 159

2 Füssener Heimatzeitung Nr. 159 vom Juli 2018 Fortsetzung von Seite 1 Es gibt gerade noch eine Generation, die uns aus eigenem Erleben davon berichten kann, und irgendwann wer- den wir nur noch in Büchern und alten Zeitschriften darüber lesen können, wie hart die Bedingungen unserer Eltern und Großeltern waren, unter denen sie ihr täglich Brot verdienen mussten. Schlacken des Wohlstandes Jeder war in völliger Eigenverantwortung auf sich selbst gestellt und wenn es einem nicht gelang, das nötige Geld zu verdienen, dann gab es sehr, sehr wenig und manchmal auch nichts zu essen, man musste sich mit einem Paar Schuh begnügen und an etwaige andere Konsumgüter war gar nicht zu denken. Die Verantwortung für das eigene Aus- kommen lag ganz und gar bei einem selbst, und so bemühte sich jeder, gemäß seinen Veranla- gungen, an einer Arbeitsstelle oder mit einem ei- genen Handwerk, einer Landwirtschaft oder einem kleinen Laden sein täglich Brot zu erwirtschaften, damit die Familie etwas zu essen hatte und die nötigsten Kleidungsstücke gekauft werden konnten. Allein das gereichte unseren Vorfahren schon zu einer Qualität von Zufriedenheit und Dankbarkeit, die der heutige Mensch als innere Lebensstimmung nicht mehr kennt und kaum in der Lage ist zu erahnen. Immer dichter legen sich die Schlacken des Wohlstandes auf diese alten Reminiszenzen und so verlieren wir Tag für Tag an zwischen- menschlichen und kulturellen Werten, an Nähe und Verbundenheit, was einst die tragenden Gefühle in den Seelen der Menschen waren. Das kalte Russländle Eine dieser Familien aus alter Zeit war die Familie von Otto und Fanny Müller aus dem Füssener „Russländle”, das zwischen Lech und Kalvarienberg in der Schwangauer Straße liegt und den Namen von seiner kühlen Schattenlage in Füssen hat. Dort war es meist ein paar Grad kälter als auf der anderen Seite des Lechs, die schon von den frühen Morgenstunden an mit Sonne gesegnet war.  Otto Müller mit seinem Enkel Andi Möst im Mai 1951 im Garten der Schwangauer Straße 12

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