Füssener Heimatzeitung Nr. 157

7 Füssener Heimatzeitung Online-Vollversion Nr. 157 vom Juni 2018 Eher Scheu und Unbehagen Wenn ich über die Frage nach- denke, ob ich meinen Papa wirk- lich verloren habe, gibt es in mir ein deutliches Gefühl, dass mein Papa mich nie verlassen hat und ich ihn dadurch auch nie verloren habe. Er ist für mich jetzt nach seinem Tod vielleicht sogar noch ein Stück präsenter, und ich fühle mich von ihm durchs Leben be- gleitet. Das war aber nicht immer der Fall, so erinnere ich mich noch gut an meine Kindheit, in der mein Papa kaum greifbar für mich war, fast als hätte er nicht existiert, so fern waren wir uns die ersten Jahre meines Lebens. Für mich war mein Papa oft wie ein Fremder gewesen, der ab und zu mal auftauchte und sich dann als mein Papa herausstellte, doch als Kind wusste ich kaum etwas mit ihm anzufangen. Ich habe mich von Anfang an maßgeblich mit meiner Mama identifiziert und bin meinem Papa eher mit Scheu und leichtem Unbehagen gegenübergetreten, vor allem dann, wenn ich ab und zu mitge- kriegt habe, wie sehr meine Mama unter meinem Papa gelit- ten hat. Das war immer besonders schlimm für mich. Ich habe mei- nen Papa als sehr streng in Erin- nerung, was sich vor allem darin gezeigt hat, wie er auf Situationen reagiert hat, in denen ich in sei- nen Augen etwas falsch gemacht habe oder vielleicht mal etwas unvorsichtig war. Er hat darauf immer besonders scharf reagiert und brachte dies sehr unge- hemmt zum Ausdruck. Des öfte-  Ismael erlebte seinen Vater oft als streng, auch wenn Hardy hier einen lockeren Eindruck macht ren habe ich es dann schon mal mit der Angst zu tun bekommen, die sich zunehmends in mir aus- breitete und unsere Beziehung zusätzlich stark belastete. Das Ergebnis war eine verkrampfte Beziehung, in der ich mich nicht geliebt gefühlt habe, sondern in der ich mich zusehends mehr verschlossen habe. Mein größter Wunsch war stets ein entspanntes Verhältnis zu meinem Papa, in dem ich mich als Sohn aufgeho- ben fühlen konnte. Gemeinsame Leidenschaft für Briefmarken Erst einige Jahre später, als ich ungefähr zehn Jahre alt war, ent- spannte sich unsere Beziehung langsam. Ich kann gar nicht genau Fortsetzung auf Seite 8

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