Füssener Heimatzeitung Nr. 157

 Hardy begann von Friedhelm zu träumen  Ich mach´ nur ganz kurz meine Augen zu ... 51 Füssener Heimatzeitung Online-Vollversion Nr. 157 vom Juni 2018 Völlig unerwartet Bevor Freidhelm starb, verband die beiden eine normale Freund- schaft. Sie hatten gemeinsame Vorlieben für Musik und gute Bü- cher und sie trafen sich ab und zu zum gemeinsamen Essen. Im Sommer 2004 dann starb Fried- helm plötzlich und unerwartet. Bis ins Mark getroffen Für alle die ihn kannten war es ein Schock und auch Hardy litt sehr. In seinemSchmerz um den Verlust seines Freundes schlief Hardy schrecklich schlecht. Er begann von Friedhelm zu träu- men. Jede Nacht! Wenn er dann endlich aus seinem Traum von Friedhelm schweißgebadet er- wachte und seine Augen auf- schlug, blickte er in das schwei- gende Gesicht seines toten Freun- des, der als Geist an seinem Bett saß. Es war ein Blick, der Hardy bis ins Mark traf. Wie konnte Freidhelm ihm das nur antun? Selbst hier im Jetzt besuchte er ihn, wo er sich doch hier immer sicher gefühlt hatte. Und jedes mal, wenn Hardy dieser Blick von du lächelst, nickst sogar, wenn ich dich der Bitterkeit und des Bruches erinnere, die durch dich in mein Leben gekommen sind. Du hörst mich an, du lächelst, du nickst sogar und fragst zuletzt: soll ich fortgehen?“ Blick und Schweigen Die Grenzen zwischen denWelten waren in diesen Momenten wie aufgelöst. Was tot und verloren schien besuchte ihn. Was für die Einen tiefe Sehnsucht und Erlö- sung sein könnte, wurde für Hardy zur Qual. Es ging über Wochen so. Immer dieser Blick, immer wieder dieses Schweigen. Hardy hatte Todesangst. Ihmwaren die- se Besuche und der Kontakt total zu viel. Es überforderte ihn, zer- mürbte ihn. Hardy war am Ende. Er flehte, schrie und war verzwei- felt. Er bat Friedhelm, ihn in Ruhe zu lassen, aber das alles half nichts. Die Nächte verliefen im- mer gleich. Hardy schlief in seiner Not nur noch bei Freunden. Das ist auch bis zu seinem Tod so geblieben. Er hat nie wieder al- leine in seinem Zimmer geschla- fen. ■ Friedhelm traf, traf ihn auch die grausame und schmerzvolle Ge- wissheit, die ihn an den Bruch mit dem Leben erinnerte. Wie Hesse sagte Hier hätte Hardy wie Hermann Hesse sagen können: „Wende diesen Blick von mir! Ich ertrage ihn nicht, mit seiner verborgenen Frage, mit seiner traurigen Grau- samkeit. O wie könnte ich dir mit Vorwürfen antworten! Aber ich kenne dich. Du hörst mich an,

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