Füssener Heimatzeitung Nr. 157

41 Füssener Heimatzeitung Online-Vollversion Nr. 157 vom Juni 2018 gehörte zu der wirklich abenteu- erlichenMischung vonMenschen, die sich augenblicklich Zugang zu den Herzen erschließen. Wie beispielsweise Joe Cocker, als er sich bei seinem weltberühmten Auftritt in Woodstock 1969 mit seinem Song „With a little help from my friends“ in die Herzen der Menschen gesungen und ge- tanzt hat - natürlich verkrampft oder besser gesagt, locker-ver- krampft. Immer den höchsten Umsatz Hardy war jahrelang bei der Füs- sener Heimatzeitung der wich- tigste Verkäufer und Akquisiteur und hat sich darum bemüht, An- zeigen für das eigene Blatt zu verkaufen. Nach dieser Tätigkeit war er noch für einige weitere Unternehmen als Verkäufer tätig. Unter anderem wurde er auch bester und erfolgreichster Ver- käufer in einemVerlag, der Image- Magazine verkaufte. Er verant- wortete im Schnitt immer den höchsten Umsatz für den Verlag, bei welchem immerhin teilweise über zehn Verkäufer gleichzeitig tätig waren. Hardy liebte das Ver- kaufen, genau wie er das Flirten liebte. Man muss auch ergänzen, dass er ein sehr verbissener Ver- käufer war, einer, der einfach nicht losgelassen hat, wenn er einen guten Abschluss gewittert hat. Als Verkäufer erlebt man vor allemeines, dassman die Person, die man dringend erreichen will, einfach nicht an den Apparat be- kommt. Wie leid tat es ihm, wenn die Sekretärin ihn zum gefühlten hundertsten Mal mit einer Aus- rede abwimmelte. So ein Vollidiot Eines Tages kam es wieder mal soweit, dass Hardy ein großes Projekt gerochen hatte und er unbedingt mit diesem Unterneh- men einen Abschluss machen wollte. Nach vielen Anrufversu- chen bei der Sekretärin entschied sich Hardy, den Geschäftsführer direkt auf dem Handy anzurufen. Aber selbst auf dem Handy war der Geschäftsführer nicht zu er- reichen und ständigmusste Hardy sich mit dem gleichen Spruch des Anrufbeantworters abfinden. Erwähnen muss man auch, dass dieser Mann Geschäftsführer von einem mittelständischen Unter- nehmen mit einigen tausend Mit- arbeitern war. Hardy rief also wie- der einmal an und wollte den Geschäftsführer unbedingt errei- chen, aber wieder hat nur der kalte Spruch auf der Mailbox ge- antwortet. Dann war es soweit, Hardy ist ausgeflippt. Er war sauer und er konnte sehr sauer werden. Er schmiss den Telefonhörer auf den Tisch und regte sich lautstark über diesen Vollidioten auf, der einfach nie erreichbar ist, dass er schon das hundertste Mal die- sen anscheinend so superwich- tigen Typen erreichen will und dass es doch nicht mit rechten Dingen zugeht. Hardy schimpfte lautstark weiter, dass dieser Mann einfach nie da ist und au- ßerdem nerven ihn die Ausreden der Sekretärin und das ständige Vertröstetwerden. Weil Hardy in seinem Zorn, als er den Telefon- hörer auf den Tisch geschmissen hat, natürlich das Telefon nicht getroffen hat, hat der Anrufbe- antworter des Geschäftsführers den gesamten emotionalen Aus- bruch von Hardy detailliert auf- genommen. Stammelnd und stotternd Ein erfolgreicher Geschäftsführer eines großen Unternehmens kommt auch nicht immer in den Genuss, eine so spannende Nach- richt auf seinem Handy abzuhö- ren. Also ließ er sich nicht lumpen und dachte, jetzt ruft er doch diesen Herrn Hardy Seer direkt an und redet mit ihm. Der Anruf kam rein, Hardy nahm das Ge- spräch an und der Geschäftsfüh- rer stellte sich vor. Hardy hatte erstmal einen kleinen Schock ob der Peinlichkeit der Situation, war aber gleichzeitig auch froh, dass er endlich diesen Mann am Apparat hatte. Der Gesprächs- partner hat gleich den Hardy auf- geklärt, was er so alles auf seinem Anrufbeantworter gehört hat und zitierte mit Genuss einige Pas- sagen. Ja, dann war zwischen dem roten Vorhang im Büro und dem Gesicht von Hardy für eine Zeitlang kein Unterschied mehr zu erkennen. Stammelnd und stotternd versuchte sich Hardy mit einem Eiertanz aus der Si- tuation zu winden. Amüsantes Malheur Dann war es aber soweit, Hardy hat die Chance der Situation ge- wittert und fing an, das Ganze humorvoll zu sehen. Er hat es tatsächlich irgendwie geschafft, diese absurde Situation zu nutzen und fing an, über das Thema zu lachen und somit mit seinem Ge- sprächspartner zu flirten. Und ob man es glauben will oder nicht, er machte genau mit diesem Mann und mit diesem Unterneh- men einen erfolgreichen Ab- schluss. Beide Männer verstan- den sich blendend und lachten noch lange und herzlich über die- ses kleine, aber doch sehr amü- sante Malheur. ■

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