Füssener Heimatzeitung Nr. 157

145 Füssener Heimatzeitung Online-Vollversion Nr. 157 vom Juni 2018  Gisela Seer mit ihren Söhnen Thomas und Hardy (rechts) darüber auch Giselas Papa ken- nen. Sie heirateten am 2. August 1919 in Berlin im Königlichen Standesamt. Erna hatte nie Kin- der gewollt, sie wollte lieber rei- sen und das Leben genießen. Doch sie wurde schwanger und so war sie gezwungen, zu Hause zu bleiben und sich um ihre klei- ne Tochter zu kümmern. So ent- schloss sie sich, wenigstens an ihrer Tochter ihr Geschick als Schneiderin auszuleben und staf- fierte sie immerzu wie eine Puppe mit neuen Kleidern aus. Giselas Vater Hans dagegen, war ein sehr lieber Mensch, er liebte seine Tochter sehr. Durch seine Weich- herzigkeit ließ er sich aber auch sehr von seiner Frau dominieren und hatte zu Hause nicht viel zu sagen. Ein mutiges junges Mädchen So wuchs Gisela als von ihrer Mutter ungewolltes Einzelkind auf. Ihre Mama war sehr ängstlich und ließ Gisela alles verrichten, was sie selbst sich nicht traute, z.B. in den dunklen Keller gehen, um etwas zu holen oder sogar in der Nachkriegszeit Lebensmittel besorgen, obwohl sie wusste, dass die russische Zone für eine junge, schöne Frau wie Gisela sie war, lebensgefährlich war. Gisela machte das aber gar nicht so viel aus, sie war immer schon sehr mutig. Einmal fuhr sie mit dem Zug raus aus Berlin, um Le- bensmittel zu besorgen, denn in Berlin gab es nichts. Da bekam sie Fisch zu essen und auf der Rückfahrt war es ihr dann total übel und sie musste sich mehr- mals übergeben, weil der Fisch wohl verdorben war. Doch das waren alles Erlebnisse, die Gisela gut verkraftete. Was wirklich schlimm für sie war, war, als ihre Mutter verhinderte, dass sie mit ihrer großen Liebe Heinz Ulrich zusammen kommen konnte. Gi- sela war mit ihrer Cousine Eva und Freunden beimSegeln. Heinz kam zu ihr nach Hause und fragte nach ihr, da schickte ihre Mutter ihn weg und sagte ihm, Gisela sei mit anderen unterwegs, womit sie ihm vermittelte, sie hätte ei- nen anderen Freund. Gisela wie- derum dachte dann, da er sich nicht mehr meldete, er hätte sich für seine Ausbildung und eine andere Frau entschieden und die beiden sahen sich nicht wieder. Heirat mit Karl So lernte Gisela im Herbst 1947 in einem Berliner Tanzcafé Karl Matthias Seer kennen. Sie war mit ihren Eltern dort und Karl mit einem Freund, der ihn dazu be- wegt hatte, wieder unter Men- schen zu gehen, nachdem Karl seine erste Ehefrau verloren hat- te. Ab da waren Gisela und Karl dann auch ein Paar und sie hei- rateten am 10. November 1949 in Köln. Karl hatte aus seiner ers- ten Ehe bereits einen Sohn, Jörg Seer, um den Gisela sich wie eine Mutter kümmerte. Gisela hat ihre erste Liebe Heinz aber eigentlich nicht vergessen kön- nen, doch sie schien ihr verloren und da es sie berührte, wie Karl bei ihren Eltern um ihre Hand anhielt, heiratete sie ihn. Fortsetzung auf Seite 146

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