Füssener Heimatzeitung Nr. 157

126 Füssener Heimatzeitung Online-Vollversion Nr. 157 vom Juni 2018 circa zwanzig Minuten verkündete der Notarzt den Tod. Alle Ange- hörigen schwiegen zutiefst be- troffen. Es war unfassbar. Im schwarzen Gummisack abtransportiert In diesen Schock hinein began- nen die Aktivitäten der Polizei: Absperrung der Straße, Fotoauf- nahmen von Lage und Körper- haltung von Hardy auf der Straße, Gespräche mit den Zeugen und Verwandten, Vernehmungen von Anwesenden ... Und als Mensch steht man fassungslos dabei - gerade ist die Welt zusammen- gebrochen, gerade ist etwas Un- fassbares geschehen. Gerade willst du das hier begreifen, fas- sen, mit deinen Sinnen, mit dei- nem Herzen - und dann wird Har- dy schon abtransportiert: in ei- nem schwarzen Gummisack im Rettungswagen - und schon ist er weg. Leere und Fassungslo- sigkeit bleibt. Der Prozess des Abschiednehmens Was wäre der natürliche Lauf der Dinge gewesen? Was haben wir Menschen jahrhundertelang, jahr- tausendelang mit unseren Toten gemacht? Wir haben sie bei uns zuhause aufgebahrt und uns Zeit genommen, sie zu verabschieden. Wir haben Totenwache gehalten und innere Zwiesprache geführt. Wir haben gespürt und gefühlt, geklagt und geweint oder sind ganz still gewesen. Und das alles konnte im Angesicht des Toten passieren. Wir Menschen haben das Abschiednehmen gebraucht: diese Nähe zum Tod, seine Prä- senz. Und dann ist vielleicht die- ser Prozess abgelaufen: Hoffen, dass es doch nicht stimmt und wieder hinschauen und sehen, dass es stimmt. Wir haben den Raum gebraucht für unsere Trauer oder Verzweiflung, oder für die stille Erkenntnis, dass wir nie ge- trennt sein werden. Die Justiz schreitet ein  Der Schlaf ist der kleine Bruder des Todes, altgriechische Weisheit  Hardys Angehörige hatten keine Erlaubnis ihn in seinem Übergang zu begleiten Fortsetzung von Seite 125

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